Surface: Geheimnis einer anderen Welt Sammleredition (2024)

Gemeinsam mit deinem Sohn sitzt du im Zug, eine Frau kommt mit ihrem seltsam gekleideten Kind ins Abteil, fragt, ob die Kinder miteinander spielen können. Das Nächste, dass du wieder wahr nimmst, ist, das der Zug offensichtlich gestoppt hat und du allein bist. Als du aussteigst, stellst du fest, dass es irgendwo, da am Rande eine andere Welt zu geben scheint. Hat diese Frau deinen Sohn entführt? Oder wurden die drei entführt? Was sind das für seltsame Visionen? Deine Suche nach dem Sohn beginnt.

Und um es gleich zu sagen: Damit beginnen 5-6 Stunden Spielzeit. Und es beginnt ein Spiel, dass man nur schwer beschreiben kann und das eigentlich zwei Nachlesen bräuchte. Die Basis ist natürlich wie immer: Du suchst nach Inventargegenständen, löst Puzzle und Rätsel, läufst hin und her. Für letzteres gibt es eine Karte, die dich mit einem Klick zum gewünschten Ort bringt. Du hast die Wahl zwischen drei unterschiedlichen Modi, zwei davon unterscheiden durch Aufladezeit von Tipp und Überspringfunktion sowie Glitzern oder nicht. Der dritte Modus hat weder Tipps noch Überspringfunktion noch Glitzern

Fangen wir mit den ersten 2-3 Stunden an: Die Grafiken in Surface: Geheimnis einer anderen Welt sind gut. Sie sind nichts besonderes, die Bilder fast langweilig, es fehlen häufig Animationen, die das Bild zum Leben bringen. An den Rändern wirken sie oft ein wenig unscharf. Gut, aber wenig anprechend. Das ist enttäuschend bei einem Entwickler wie Elephant Games, dessen Stärke bisher auch in den Grafiken lagen, die Spiele zum Leben bringen konnten. Dass hier in den Videoszenen häufig mit Schauspielern gearbeitet wird (und dies gilt für das gesamte Spiel), mag das Produktions-Budget erhöht haben. Es fügt aber dem Spiel nichts hinzu, macht erneut und, wie immer in solchen Fällen, den Eindruck, dass untalentierte Schauspielschüler am Werk sind.

Die Puzzle sind einfach gehalten, die Rätsel sind oft unlogisch aufgebaut, auf die Verwendung des Inventargegenstandes käme man nicht zwangsläufig. Schlimmer noch, da man alles nach einmaligem Gebrauch wegwirft, hat man entweder einen völlig passenden Gegenstand gerade entsorgt oder hat ihn im Inventar, kann ihn aber nicht benuzten, weil er an anderer Stelle benutzt wird. Vier oder fünf Hämmer habe ich in diesem Spiel finden müssen. Wie blöd kann man sein?

Die Geschichte dümpelt vor sich hin, ein paar Visionen hier, ein paar Briefe und Zettel da. Selbst die Spielfigur scheint eher gelangweilt und nicht sonderlich um den Sohn besorgt. Es fehlt der Pep, die erzählerische Kunst, dem Spieler Sinn und Ziel zu vermitteln. Findest du einen Inventargegenstand (oder bekommst ihn nach einem Wimmelbild) kommen dümmliche Kommentare: "Ich liebe es, so etwas zu finden." oder "Jetzt kann mich nichts mehr aufhalten." Der Tipp, außerhalb der Szenen ein Texthinweis, sagt dir, wo du was als Nächstes zu tun hast.

Die Wimmelbilder sind zwar vollgemüllt, allerdings kann man das Meiste gut erkennen. Es sind Suchlisten und auffällig ist, dass du viele Gegenstände in größeren Mengen finden musst. Man hat sich offensichtlich nicht die Mühe gemacht, ausreichend Gegenstände zu verstecken, sondern einfach wild immer eine Kollektion reingeworfen. Ab und an musst du einen Inventargegenstand benutzen, um ein Wimmelbildobjekt durch Interaktion zu erhalten.

Alles in allem, ein durchschnittliches Spiel, haben wir alles gesehen, nichts ist neu und das Alte ist nicht sonderlich attraktiv gemacht. Denkt man und fühlt das Ende von Geschichte und Spiel schon nahe.

Und dann, nach 2,5 - 3 Stunden, schleichend fast, findet bei Surface: Geheimnis einer anderen Welt ein Wechsel statt. Die Grafiken werden schöner, strahlender, sind ab und an mal animiert, lassen ein zweites Hinschauen zu. Die Puzzle werden umfangreicher, anspruchsvoller. Die Interaktionen in Wimmelbildern werden mit Gegenständen ausgeführt, für die du "schwer arbeiten" musst, um sie zu erhalten und manches Mal dauert es lange, bis du ein Wimmelbild vollends lösen kannst. Die Geschichte gewinnt an Spannung, man will wissen wie es weiter geht, was eigentlich hinter allem steckt. Und man will den Sohn und... aber ich will nicht zu viel verraten. Und in einem Moment, wo man glaubt, dass nun das Ende sogut wie erreicht ist, geht das Spiel noch einmal weiter.

Die Sammleredition fügt ca. 45 Minuten Spielzeit hinzu, die Geschichte wird da noch ein wenig weiter geführt. Allerdings geschieht das dann mehr wie in Teil 1 des Spieles. Während des Spieles kann man Blumen finden, die zum einen bei bestimmter Anzahl zu einer Dekoration im Hauptmenü führen, zum anderen ein Minispiel auslösen in der Art des Rohre verschieben. Insgesamt drei (alle drei gleich, nur unterschiedlicher Schwierigkeitsgrad). Auch das fügt dem Spiel nichts hinzu, die Sammleredition bietet dem normalen Spieler kein erstrebenswertes Extra.

Und das Fazit? Surface: Geheimnis einer anderen Welt wirkt als wäre es von ERS Games begonnen und von Elephant Games übernommen worden. Man sagt: Ein Spiel muss den Spieler in den ersten 15 Minuten gefangen nehmen.Das tut Surface: Geheimnis einer anderen Welt nicht. Auch nicht in 30 Minuten. Es dauert Stunden, bis das Spiel wirklich in Fluss kommt, wirklich mitnimmt, wirkklich teilnehmen lässt - sowohl grafisch als auch spielerisch. Ob jeder dann noch bereit ist, die postiven Veränderungen zu sehen?

Die Spieldauer von Surface: Geheimnis einer anderen Welt jedenfalls ist großartig. Das ist unbestritten. Der Probedownload - empfehlenswert ist er nicht unbedingt, weil das Spiel in dieser Zeit nicht das volle Potential zeigt. Wer aber nach einer Stunde noch Hoffnung hat, dass es besser wird, wer bereit ist darauf zu warten, dass das Spiel endlich richtig beginnt, der wird am Ende ganz sicher nicht enttäuscht sein. Die Normalversion jedenfalls gehört in jede Wimmelbild-Sammlung.

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Author: Rev. Leonie Wyman

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